Erweiterte Subjektperspektive – Neue Ansprüche an Arbeit und Nachhaltigkeit
Guido Becke, Günter Warsewa
Zusammenfassung
Im Verlauf der vergangenen Dekaden haben sich die sozio-ökonomischen wie auch die normativen und regulativen Grundlagen der Governance der Erwerbsarbeit in einer Weise verändert, die für das Handeln des einzelnen Menschen als Arbeitskraft und tätiges Subjekt neue Voraussetzungen schafft: Erwerbstätige gewinnen als unmittelbare individuelle Akteure in der Governance von Arbeit an Bedeutung. Die damit einhergehenden Prozesse der Flexibilisierung, Subjektivierung und Entgrenzung von Arbeit werden in den einschlägigen Debatten häufig und mit guten Gründen kritisch interpretiert, z. B. als erweiterte Landnahme oder Kolonialisierung von Subjektivität. Im Unterschied dazu wird in diesem Beitrag der Frage nachgegangen, ob und inwiefern sich hierdurch auch neue Chancen für eine nachhaltige(re) und sozialverträgliche(re) Gestaltung von Arbeit eröffnen. Insbesondere für hoch qualifizierte Beschäftigte als Individuen wie als ,neue‘ kollektive Akteure eröffnen sich hierbei Macht- und Möglichkeitsräume, ihre erweiterte Subjektperspektive zur Geltung zu bringen – mit womöglich durchaus ambivalenten Wirkungen auf Strukturen der Governance von Erwerbsarbeit und für betriebliche Arbeitsbeziehungen.
Title (english)
The Extended Perspective of Subjectivity – New Demands regarding Work and Sustainability
Abstract (english)
Since the 1980s, governance structures of work and employment and their regulative and normative foundations have changed significantly. Due to reforms of the welfare state and the emergence of new production concepts, employees gained in significance as individual actors. The flexibilisation, disentanglement and subjectivisation of work confronted individual employees with enhanced psycho-social stress at work, new management strategies capitalising on their subjectivity for economic goals and taking more individual responsibility for their career and course of life. However, in this contribution options for a more sustainable design of work are explored that are closely linked with employees as individual actors. New production concepts are increasingly vulnerable to highly skilled individual employees in their self-regulation of work. This dependence can open up new options for highly skilled employees to claim socially accepted demands on sustainability in work organisations – however, with ambivalent side effects as the fragmentation of interests within workforces.