Beständigkeit, ‚Erosion‘ und Degradierung – Zur Entwicklung industrieller Facharbeit als Form der Beruflichkeit
Ingo Matuschek
Zusammenfassung
Die seit Langem diskutierte ‚Krise der industriellen Facharbeit‘ einschließlich ihres vermeintlichen Verschwindens wird in den einschlägigen Debatten gerne mit dem Hinweis auf eine insbesondere in der beruflichen Ausbildung zum Ausdruck kommende Beständigkeit im Wandel gekontert. Die sich verändernde Arbeitswelt berührt allerdings nicht nur solche strukturellen respektive institutionellen Aspekte von Facharbeit und Beruflichkeit. Vielmehr sind Tendenzen einer tätigkeitsbezogenen Degradierung zu erkennen, die zugleich auf berufliche Expertise der Beschäftigten nicht verzichten will. Das sichert den Betrieben eine hohe fachliche Flexibilität bei zugleich sich öffnenden entgeltpolitischen Spielräumen. Der Beitrag geht solchen Tendenzen nach und bilanziert ambivalente Entwicklungen in der Berufsförmigkeit industrieller Facharbeit, die weder einem generellen Verfall noch einer ungebrochenen Beständigkeit das Wort reden.
Title (english)
Persistence, Erosion and Degradation – Trends in skilled industrial work as an occupational form
Abstract (english)
Long-existing claims of a ‘crisis’ or alleged ‘disappearance’ of skilled industrial work are usually being countered by reference to continuity in change, in particular in the vocational training system. However, changes in the working world are not limited to structural and institutional changes of skilled work. On the shop floor level, tendencies of a degradation of skilled workers can be observed, while their expertise is still utilized. Management thus secures high degrees of functional flexibility, while creating possibilities for lower wage classification. The paper analyses such processes and concludes that skilled industrial work undergoes ambivalent transformations which can neither be interpreted as generalised decay nor as persistence.