Artikel in AIS-Studien Jahrgang 16, Heft-Nr. 1 (2023)

Das neue Landproletariat: Klassentheoretische Überlegungen zur Pauperisierung in ländlichen Peripherien

Tine Haubner, Mike Laufenberg

Zusammenfassung

Im Kontext des wirtschaftlichen, demografischen und sozialstaatlichen Strukturwandels nehmen sozialräumliche Ungleichheiten zu. Vor dem Hintergrund von Peripherisierungsprozessen lassen sich in ländlich-strukturschwachen Räumen die Entstehung eines neuen verarmten Landproletariats und eine wachsende soziale Polarisierung beobachten. Im Rahmen eines laufenden qualitativen Forschungsprojektes zu ländlicher Armut in Ost- und Westdeutschland fragt der Beitrag nach der Zusammensetzung und klassenanalytischen Bestimmung dieses Landproletariats. Dabei werden empirisch gestützt und mit Bezug auf heterodoxe und feministisch-marxistische Theorien dominante Annahmen marxistischer Klassentheorie kritisch reflektiert. Die klassenanalytische Bestimmung des neuen Landproletariats, so wird argumentiert, muss die tradierte Erwerbszentriertheit überwinden und nicht-formelle Modi der Subsumption von Arbeit und Leben unter das Kapital unter Berücksichtigung des Raumbezuges ins Zentrum stellen. Hiervon ausgehend plädieren wir für einen erweiterten Begriff von proletarisierten Klassenlagen, der das Verhältnis von Proletarisierung und Pauperisierung betont.

Title (english)

The New Rural Proletariat? Class-theoretical reflections on the pauperization of proletarianized lifestyles in rural peripheries

Abstract (english)

In the context of structural changes in economy, demography and welfare, socio-spatial inequalities are increasing. Against the background of peripheralization processes, the emergence of a new impoverished rural proletariat and a growing social polarization can be observed in structurally weak rural areas in Germany. In the context of an ongoing qualitative research project on rural poverty in East and West Germany, the article investigates the composition and class-analytical definition of this rural proletariat. Empirically supported and with reference to heterodox and feminist Marxist theories, dominant assumptions of Marxist class theory are critically reflected. The class analytic definition of the relegated rural proletariat, it is argued, must overcome the traditional labor-centeredness and focus on non-formal modes of subsumption of work and life under capital, while taking into account the reference to space. On this basis, we argue for an expanded concept of proletarianized class positions, which highlights the relationship between proletarianization and pauperization.

Zurück

2024 AIS. Alle Rechte vorbehalten.

Cookie Hinweis:
Wir verwenden Cookies. Mit der Nutzung unserer Webseiten, erklären Sie sich mit der Speicherung dieser Cookies einverstanden. Weitere Infos unter Datenschutz…

Ok!