Die ganze Arbeit! Für eine transversale Arbeitssoziologie
Tine Haubner, Hans J. Pongratz
Zusammenfassung
In der Arbeitssoziologie wird Arbeit überwiegend mit formell regulierter, betrieblicher Lohnarbeit gleichgesetzt. Dieser Umstand ist auf den historischen Kontext des Faches zurückzuführen, hat aber auch theoretische und politische Gründe. So erfolgreich die Arbeitssoziologie damit gewesen ist, so sehr steht dieser Fokus in Spannung zur faktischen Pluralität von Arbeit. Diese rückt seit den 1970er Jahren und der Forschung zu unbezahlter (Sorge-)Arbeit und informeller Arbeit immer mehr ins Blickfeld der internationalen Arbeitsforschung. Vor diesem Hintergrund plädiert der Beitrag für eine transversale Arbeitssoziologie, die die Pluralität von Arbeitsformen systematisch in den Blick nimmt. Dabei werden verschiedene Arbeitsformen als analytisch gleichrangige und gesellschaftlich hierarchisierte Tätigkeiten in einem Spektrum erfasst und ihre Interdependenzen und konstitutiven Wechselwirkungen zentral berücksichtigt. Anregungen für einen solchen Perspektivwechsel liefert der Ansatz einer ‚Total Social Organization of Labour‘.
Title (english)
All the work! For a transversal sociology of work
Abstract (english)
In the sociology of work, work is predominantly equated with paid, formally regulated work. This is due to the historical context of the discipline but has also theoretical and political reasons. As successful as the discipline has been with this focus, it contradicts the factual plurality of work. Since the 1970s and research on unpaid (care) work and informal work, this has become the focus of international research. Against this background, the article argues for a ‘transversal sociology of work’ which systematically considers the plurality of work. In doing so, different forms of work are captured in a spectrum as analytically equal but socially hierarchized, and their interdependencies are centrally considered. Suggestions for such a change of perspective are provided by the approach of a ‘Total Social Organization of Labour’.