Artikel in AIS-Studien Jahrgang 8, Heft-Nr. 1 (2015)

Affektive Interaktionsarbeit in der öffentlichen Arbeitsvermittlung in Österreich, Deutschland und der Schweiz

Otto Penz, Barbara Glinsner, Myriam Gaitsch, Johanna Hofbauer, Birgit Sauer

Zusammenfassung

Die voranschreitende Transformation vom versorgenden zum aktivierenden Sozialstaat und die Einführung von New Public Management veränderten die Anforderungen an das berufliche Handeln von Beschäftigten (semi-)staatlicher Institutionen. Gefordert sind höhere Effizienz und Effektivität öffentlicher Dienstleistungen sowie BürgerInnennähe, also kundenorientierte Interaktionsarbeit statt bürokratischer Verwaltungsarbeit. Unser Beitrag fokussiert auf diese Prozesse im Feld der öffentlichen Arbeitsvermittlung in drei Untersuchungsländern (A/D/CH). Die Maxime „Fördern und Fordern“ richtet sich in ähnlicher Weise an die Erwerbslosen aller drei Länder und begründet ein Doppelmandat der ArbeitsvermittlerInnen: Sie sind dazu angehalten, den Arbeitsuchenden beratend und motivierend zur Seite zu stehen sowie deren individuelle Bemühungen im Rahmen der Stellensuche zu kontrollieren. Mit den steigenden Anforderungen an die moralische Unterstützung und Motivation der KlientInnen nimmt die Beratungstätigkeit die Form affektiver Interaktionsarbeit an. Gleichzeitig werden in den Interaktionen symbolische Herrschaftsverhältnisse konstituiert, die auf neue Formen affektiver Gouvernmentalität schließen lassen.

Title (english)

Interactive Affective Labor in Public Employment Services in Austria, Germany and Switzerland

Abstract (english)

The reorientation from welfare to workfare and the introduction of activation policies and New Public Management changed the professional requirements for civil servants and public employees. Public services are supposed to increase their efficiency and effectiveness and public employees should act more responsively towards their clients. Our article focuses on those developments in the field of public employment services in three central European countries (Austria, Germany and Switzerland). The workfare and activation regime addresses job seekers in a similar way in all three countries, and constitutes a dual responsibility for employment agents: to advise and motivate job seekers and to control their effort in finding paid work. In accordance with the rising demand to assist, motivate and morally support job seekers, interactive affective labor becomes the core issue of the counseling process. However, the interactive work process also constitutes power relations that we conceive as “affective governmentality”.

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